Ich glaube, die meisten Menschen schütteln nur den Kopf bei der Vorstellung, einige Stunden des Heiligen Abends im Garten oder gar einem Kleingarten, entfernt von der warmen Wohnung, dem Haus, zu verbringen: Huh, das ist doch einfach zu kalt, zu ungemütlich, nicht festlich! Selbst in Zeiten des Klimawandels sind Ende Dezember keine beziehungsweise nur wenige Blüten zu bestaunen, und den Gänsebraten oder das vegane Gourmetmenü genießt man lieber am Tisch im molligen Wohnzimmer. Auch ich mag ein Festessen und Blütenpracht, aber beide sind mir dennoch nicht wirklich wichtig. Wichtig sind mir mein Mann, Freunde, ein Großteil der Familie und seit diesem Jahr mein Garten. Es ist der Ort, wo ich innerlich schnell “runterkommen“ und gestalten kann, wie ich möchte. Es ist der Ort, wo Natur ist, wo Feld-und Waldtiere vorbeihuschen und auch die Pflanzen ständig in Veränderung sind. Und das gilt nicht nur tagsüber sondern bei entsprechend trockenem Wetter auch abends und manchmal auch nachts. Und es gilt ziemlich unabhängig von der Jahreszeit: Wozu gibt es dicke Jacken und mal eine Decke?!
Wahrscheinlich war ich schon immer so naturverbunden gestrickt, wusste es nur selber nicht. Viele Jahre als Kind und auch noch Jugendliche wünschte ich mir zu meinem Dezembergeburtstag immer wieder erfolglos: ab in den Wald und dort ein kleines Picknick einnehmen. Aber der Dezember ist eine Jahreszeit, die auch viel Regen und Sturm mit sich bringen kann und so war das Wetter ein Hinderungsgrund. Meine Eltern waren ferner im Erfüllen immaterieller Wünsche nicht so gut, und ich selbst war zu unsicher, diese einfach anzugehen. Dann, im jungen Erwachsenenalter, wurde anderes wichtiger, und der Wunsch rutschte ein bisschen in Richtung Vergessen.
Dieses Jahr aber war der 24. Dezember als ungewöhnlich warm angekündigt. Es sollte ...
Oh weiha.Ich weiß nicht, ob ich einen Riesenfehler gemacht habe. Es ist sicher nicht sehr schlau, im Dezember schon wieder Bäumchen zu pflanzen, oder? Aber dieses zunächst anhaltend schnee- und frostfreie Wetter hat mich schon wieder auf dumme Gedanken gebracht: Ich möchte so gern im nächsten Jahr auf der linken Gartenseite mehr Sichtschutz haben. Abgesehen vom Buchenheckchen soll dieser allein von Obstgehölzen gebildet werden. Und für ein geplantes Kräuterprojekt brauche ich auch Platz. So erschien es mir sehr sinnvoll, den kleinen Gingko auf die rechte Gartenseite umzusiedeln und dafür auf der linken Gartenseite statt der kleinen Kreisbeete, ein größeres Längsbeet abzustechen. Das sollte von nicht so hoch wachsenden Obstgehölzen besetzt werden: Zweck war Sichtschutz, aber keine große Verschattung des mittleren linken, bisher sehr sonnigen Gartenteils. So erschien es mir sinnvoll, die kleine Aronia dorthin umzusiedeln, die nur zwei Meter groß werden sollte. Zum anderen sollte da noch ein zweites Obstgehölz hin. Blöderweise entdeckte ich dann in der Baumschule ...
Am etwas regnerisch-trüben Sonntag nach Weihnachten ging es mir nicht so gut, und so wurde aus einem geplanten größeren Ausflug ein kleinerer.
Ziel wurde nun eine Baumschule bzw. Gärtnerei im Osten Hamburgs, die geöffnet und deren homepage ein interessantes Angebot versprochen hatte. Naja, leider war dem nicht so recht so: Das Angebot war – zum Teil – winterlich bedingt doch recht begrenzt. Ich war allerdings kurz davor, noch eine Aronia mitzunehmen, was Schatz und Lieblingsgärtner vor Ort ablehnte. Das bereute er aber, als ich ihm auf der Rückfahrt vom Smartphone die zahllosen Vorzüge der Aroniabeere vorlas: Es gibt nach dieser Beschreibung quasi nichts gesünderes und gesundheitspräventiver wirkendes.
Wieder zuhause beschlossen wir, noch unsere örtliche Baumschule aufzusuchen. Diese erwies sich jedoch – leider mal wieder – extrem kundenorientiert in Gestalt der langjährigen und immer noch ahnungslosen Floristin. Mit der Begründung, sie sei "nur Floristin", die Gärtner unerreichbar auf der anderen Seite des Monds (nein, o.k., letzteres natürlich nicht ;-)), erklärt sie uns öfters, dass sie einfach nichts wissen könne, was wir fragen. Dabei haben wir bestimmt keine großartigen Spezial-Fragen - sind ja schließlich keine Spezialisten: Nur zum Beispiel, ob sie im Gewächshaus wohl noch irgendwelche (wirklich irgendwelche, weil wir da noch ganz offen sind) Wildfruchtgehölze haben. Natürlich kann sie nicht alles wissen, was im hintersten Winkel der Gärtnerei steht, aber ich kann mir auch nicht helfen: Ich finde, wenn man sich in langjähriger Betriebszugehörigkeit kein Basis-Wissen über den eigenen Tellerrand hinaus angeeignet hat oder wenn einen in keiner Weise interessiert, was im anderen Bereich des Betriebs los ist, dann stimmt etwas nicht. Und selbst, wenn die Frage wirklich überfordert: Ich würde doch einfach kurz die drei Schritte mit dem Kunden rausgehen und gucken und gut (der Laden war leer, kein anderer Kunde!). Und selbst, wenn auch das nicht möglich ist: Ich kann als Kunde eine freundliche Erklärung erwarten und nicht eine ungehaltene Belehrung. Mir scheint, das dient nur dazu, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen und die "Schuld" auf die doofen Fragen anstrengender Kunden zu schieben. Echt schade.
Wir beschlossen, nun doch noch kurz zu unserer neu entdeckten Geheimtipgärtnerei einige Kilometer hinaus aufs platte Land zu fahren. Es ist eine Gärtnerei, die stets schöne, gesunde Pflanzen zu wirklich fairen Preisen im Angebot hat. Es macht Spaß, durch die Gewächshäuser und übers Freiland zu laufen und sich einfach ein bisschen umzuschauen. Beim letzten Besuch dort hatte ich die Seniorchefin noch gefragt, ob sie tatsächlich den gesamten Winter über auch Sonntag Mittag geöffnet hätten. „Ja, das stimmt,“ sagte sie, „das macht uns nix aus. Und wenn wir nich` da sind, dann sind wir eben nich` da....“ :-) Wir hätten also gewarnt sein können! Dennoch ...
In irgendeiner Landlebenlifestylezeitschrift hatte ich es gesehen: ein piepeinfach zu bastelndes Apfeldekokränzchen.
Für unser Kleingartentor fand ich es ideal, denn sollte es geklaut werden (wie geschehen ) ist es kein großer finanzieller Verlust.
Man braucht nur folgendes:
... ein paar möglichst kleine und möglichst rote Äpfel,
... etwas starken Draht in der Dicke von Drahtkleiderbügeln,
... einen Tannenzweig und oder Schleifenband
... eine Drahtschere, notfalls eine alte Schere für Gehölzschnitt,
und eine Stricknadel ist hilfreich, aber nicht unbedingt nötig!
Nun für ein kleines Kränzchen mit sieben Äpfeln ein hinreichend langes Drahtsstück zurechtschneiden.
Dann einfach die kleinen Äpfel entweder mit der Stricknadel vorbohren oder gleich auf den Draht auffädeln. Am besten man durchsticht sie zwischen Stiel und Blüte. Die Drahtenden dann ineinanderdrehen. Die Drahtstelle dann entweder mit Schleifenband umwickeln oder mit dem auf passende Länge geschnittenen Tannenzweig verdecken. Das Kränzchen kann dann mit Hilfe unauffälligen Paketbands am Zaun oder Tor befestigt werden. Das Kränzchen hält sich - solange die Äpfel nicht wie auf dem Foto zu sehen ist - gleich Frost bekommen - wirklich sehr lange. Mit Frost dagegen ist die Pracht leider schnell vorbei :-).
Wenn man noch Lust hat weiterzubasteln: Es lassen sich auch Äpfel als Girlanden auf Draht oder eine Paketschnur ziehen: In einen großen Baum gehängt sieht auch das sehr schön aus bzw. kann auch den Vögeln Nahrung werden.
... für uns? Neeein, wir machen im Garten so oft es möglich ist, weiter, dazu macht es einfach zuviel Spaß! Aber: Mittlerweile (Ende Dezember 2015) ist unser kleiner Teichfrosch trotz warmem Wetter endgültig verschwunden. Ich hoffe, er hockt in einem angenehmen Winterquartier - lieber im Erd- als Teichboden. Er hatte Ende November noch ein paar Mal ein abendliches Bad genommen oder den Sonnenschein genossen. Nun aber scheint ihm seine kleine Taschenuhr zu sagen, dass Ruhezeit ist. Nur noch unser sandsteinerne Frosch- Geselle wacht am Teich .... Dieser ist im Übrigen längst zu einem beliebten Fotoobjekt meines Lieblingsgärtners geworden. :-)
Wie schon in den Vorjahren, so war auch dieser Winter im Dezember sehr warm. Frost: zunächst Fehlanzeige! Wenn man dann als tatenlustiger Neugärtner in der Winterruhe zu lange auf den noch grünen Rasen starrt, verliert man beziehungsweise verlor ich irgendwann die Geduld! Ich wollte so gern schon mal ein wenig Sichtschutz schaffen, um das geplante neue Sitzdeck im Schatten des nachbarlichen Kirschbaums ein Stück weit vor Blicken zu schützen. Und so zog es uns dann – wie immer am Sonntag – wiedereinmal zur Landgärtnerei. Wir hatten Glück: D i e s m a l war die die Seniorchefin da und wir konnten auch gleich die Ecke mit den Buchen für Heckenpflanzungen auftreiben. Wir entschieden uns für 5 hübsche junge Bäumchen, die wir dann noch am selben Tag in einem kleinen Halbkreis an die Schattenstelle vor dem Obstbuschbeet pflanzten.
Mittlerweile ist leider der erste Wühlmaushaufen bei einem Bäumchen aufgetaucht und ich fürchte das Schlimmste. Es bleibt uns wirklich nur, das Unwahrscheinliche zu hoffen, nämlich dass dieses Tier einen heiklen Geschmack hat und die junge Buche und ihre Kollegen links liegen lässt :-( ...
Nun, im Dezember, war es zwar noch außergewöhnlich warm, aber „die das Denken lähmende Hitze“ konnte uns leider nicht mehr als Ausrede dienen: Wir mussten und wollten uns endlich nocheinmal neu am Aufbau des verflixten Frühbeetkastens versuchen. Im Hochsommer waren wir gescheitert und unser kleines Holzhochbeet musste erstmal ohne Aufsatz auskommen. Aber Aufgeben ist nicht unser Ding: Ohne große Hoffnung machten wir uns schließlich an einem windigen, aber trocken-warmen Tag daran. Ich schlug vor, im Gegensatz zum letzten Mal die Gebrauchsanleitung völlig außer acht zu lassen und „mit gesundem Menschenverstand“ oder eher noch nur "dem Gefühl folgend" der Sache beizukommen. Mein Lieblingsmitgärtner grinste, denn das war genau sein Ding, sich der Sache spontan anzunähern. Und siehe da, wenn man keinen Blick auf diese irritierende Anleitung wirft, konnte man auch nicht verwirrt werden :-)! Endlich gelang es uns, das vermaledeite Ding Stück für Stück zusammenzubauen und am Ende stand er da, der neue Frühbeetkasten. Er wartet nun aufs nächste Frühjahr und eine erste Bepflanzung.
Manche meinen, alle Kleingärtner seien Seelen,
die durch Pedanterie sich und ihre Mitmenschen quälen:
Mit diebischer Freude und großem Bedacht
werde jedem Wildkraut der Garaus gemacht.
Regeln seien Kleingärtnern das Wichtigste auf der Welt,
natürliche Vielfalt ihnen gar nicht gefällt.
Im Garten wache die Zwergenarmee,
der Schäferhund sowie das naturnahe Plastikreh.
Gegessen werde nur Hausmannskost,
Grünkohl gebe es in der Stunde nach dem 1. Frost,
Ohne Fernseher und Strom werde kein Garten betrieben,
skeptisch schielen sie auf "die Ökos" von drüben.
Innovation und Interesse: Fehlanzeige -
Der Satz "weil`s immer so war", spiele die erste Geige.
Nie dürfe ein Zweig über die Zaungrenze ragen,
und es gibt noch einen Haufen weiterer Sagen ...
Dieses Vorurteil trifft pauschal alle d i e Leute,
die Kleingärtner sind, aber nicht Teil einer Meute.
Es beschreibt ein uraltes Klischee,
das gilt heute nicht mehr! Galt es denn je?
Egal ob der Garten parkgroß oder handtuchklein,
was zählt, ist hier tatsächlich Mensch allein.
In Kleingärten gibt es sicher Parkwächterseelen,
aber auch solche, die mit Absicht den Mainstream verfehlen.
Es gibt hier Bastler, es gibt Gärtner, Griller und Träumer,
Chaotische, Naturfreunde und Immer-Aufräumer,
Fans der Sonne, des Regens, von Ernte und von Saat,
alles ein bunter "Kleingärtnersalat" :-).
Ob Freunde vom Grillen, von Pflanzen, Sport, Entspannung oder Design,
was allen wichtig ist: Zufriedenheit allein!
Alle Typen finden hier ihr spezielles Glück,
und beim Sein im Grünen zu sich selbst zurück.
(2016, kleingartenplausch.com)