"Doch, doch, Euer Garten ist schon schön..."

... sagte Berit, während sie nach einem Gartenbesuch bei mir, den Blick fest auf unserer holpriges Natursteinplattenpflaster gerichtet, zum Gartentor ging. 

Ich musste ein breites Grinsen unterdrücken: Berit hatte das ganz leise vor sich hin gemurmelt, als wolle sie diese Bewertung vor allem sich selbst gegenüber bekräftigen😉! Nach dem Motto: Ich mag die Kleingartenplauscherin und den Lieblingsgärtner, also auch ihren Garten! 


Berit ist eine sehr liebe, ältere Gartenfreundin, wie Ihr Mann Arndt jung in Kopf und Herz, aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass ihr unser Garten tatsächlich gefällt. 

Denn während bei Berit und Arndt alles sehr akurat nach klassischer Schule gepflanzt und allerhand schwarze Erde zu sehen ist, geht es bei uns im Garten zunehmend etwas wilder zu. 


Da stehen statt der Blümchen, wie sie ein  Kind malen würde, auch mal zerrupfte Wesen, die jeder anständige Kleingärtner im Baumarkt reklamiert hätte! 

Lieblingsgärtner aber schleppte sie mit Freude hier herein: 

die Wilde Karde (eine Optik wie vom anderen Stern, trocken, borstig, irgendwie unheimlich), die Indianernessel (“ Och, Schatz, die sieht aus wie eine gerupfte Dahlie für Arme", sagte ich, aber es half nix. ), 

die Sterndolde ("Man weiss nicht, ob sie lebt", so zu meiner Begeisterung treffend Tobi, auch ein Gartenfreund, inzwischen Freund) und die  Scabiose (der wie eine Erkrankung klingende Name irritiert mich stets aufs Neue). 

Lieblingsgärtner aber bekommt als empathischer Mensch und Junge vom Obsthof nun einmal sofort glänzende Augen beim Etikett  "Bienenweide", und so sind alle diese Gestalten hier gelandet.


Leider kann ich auch nicht behaupten, ohne Manns Geschmack hätten wir einen Vorzeigegarten. Ich habe nämlich auch seltsame Vorlieben.... Aber, Hand aufs Herz, wer ist nicht begeistert davon, wie sich ein schmaler Trieb aus dem Spalt an der Hüttenwand schiebt, dann ein weiterer, eine Blattrosette, sehr groß, wintergrün und wachsend. Schnell wachsend. Tja und am Ende steht dann im Folgejahr eine Zweimeterdistel da und plustert sich auf?! Und ich binde sie begeistert fest, um sie vor einem Sommersturm zu schützen...

Und dann blüht sie, und alle Wildbienen schmeißen sich begeistert drauf. Auch ich finde die zarten Blüten sehr anziehend. Und erst die federleichten Samenschirmchen, wie sie im Winde tanzen...

"Glückwunsch!" bringt mich ein erfahrener Gartenfreund zurück auf den Boden der Tatsachen, "im nächsten Jahr kannste Dich über 1000 Sämlinge im Garten freuen!"

Uuups. 

Tja, und auch die Schafgarbe versät sich aufs Beste. Für die habe ich nämlich auch eine Schwäche ...

Wobei mein Favorit natürlich die weiße ist. Klar, denn die ist im Garten ein.. ähm.. bisschen expansiv. 

Und soll ich ernsthaft diese Nachtkerze rausrupfen, die pumperlgesund zwischen den ollen Waschbetonplatten wächst?! Nein, Quatsch, ich denke schon ans rechtzeitige Abschneiden der Samen! 

"Jo" , sagt der norddütsche Korinthenkacker in meinem Ohr, "ja, nee, is klar! Genauso wie beim Oregano?!" 

Ähm, stimmt, da vergesse ich es regelmäßig und so vagabundiert der längst wieder im großen Staudenbeet. 

O. K., die freche Frau Winde, die jede noch so schöne Staude zur reinen "Kletterhilfe" degradiert, würde ich tatsächlich g e r n jäten 😳! Da das aber mit x Zentimeter langer Wurzel eh unmöglich ist, habe ich mich entschieden, sie hier einfach schön zu finden!


Vielleicht ist das auch wieder ne Weisheit aus dem Garten fürs ganze Leben.

Nun denn. 

Habt ein schönes Wochenende! 

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