Eine Nacht im Kleingarten (August 2016)

Für das letzte verlängerte Wochenende planten Lieblingsgärtner und ich eigentlich an die geliebte Nordsee fahren. Aufgrund mehrerer Umstände aber auch angesichts dessen, dass zu dem Zeitpunkt zeitgleich alle Bundesländer am Meer beziehungsweise vorher noch auf der Autobahn weilten, entschieden wir uns für ein anderes Ziel: Wir wollten endlich einmal in unserer kleinen Gartenhütte übernachten. Mittlerweile ist sie nämlich von innen sehr einfach aber einen Hauch wohnlich eingerichtet, und zudem warteten unsere seniorenrückentauglichen selbstaufblasbaren Isomatten auf einen ersten Testeinsatz! Zwei Fragen stellten sich:

1. Würden wir uns am kommenden Morgen vor lauter Rückenweh ... 

... noch bewegen können? Und kann man 2. überhaupt so abgeschieden und allein nächtigen ohne bei jedem Uhu aufzuschrecken und hektisch nach der Taschenlampe zu greifen? 

Die zweite Frage erledigte sich von selbst. Schon am Nachmittag war ein fröhliches "Halloho!" von nebenan über den Zaun geklungen: Unsere direkten Nachbarn aus der Kleinstadt nebenan, ein Paar mit kleinen Kindern, waren mal wieder im Garten und wollten in dieser Nacht ebenfalls in ihrer Hütte schlafen. Diese ist allerdings auch mit einer Küchenzeile und weiterem gewissem Komfort ausgestattet, was man von unserer kleinen winzräumigen Betonbude leider nicht behaupten kann ;-). Und auch die Nachbarn hinter uns nächtigten offensichtlich in dieser Nacht im Garten. Als dann noch die Fußballjungs-Clique des Sohnes vom übernächsten Nachbargarten mit Bier, Verpflegung und Wasserpfeife auftauchte, war es vorbei mit Stille und Abgeschiedenheit und - zu meiner ganz leisen Erleichterung - auch so gar nicht mehr unheimlich ... Nö, stimmt nicht, es war gegen Mitternacht dann doch unheimlich: nämlich unheimlich still  ;-)! In unserer kleinen Stadtwohnung sind wir des nachts allerlei Geräusche gewöhnt: Sei es ein gelegentliches Fahrzeug auf unserer eigenen oder öfter noch auf der nahegelegenen Hauptstraße oder seien es nächtliche Angeheiterte beziehungsweise feierfreudige Studentengruppen, die spontan beschließen unter unserem Fenster zu knutschen, mit ihren Bierflaschen zu klappern oder zu diskutieren - irgendwer lärmt immer in der schlafenden Innenstadt! 

Nicht so auf dem Gartengelände: Nebenan lagen alle - auch Dank eines Schlückchens feierlichen Abendweins - längst in den Federn, und auch die Gartentiere und Vögel dösten wahrscheinlich leise am Boden oder auf den Bäumen. Mit Sicherheit knusperten die Nacktschnecken in dieser Regennacht fröhlich am Kürbis - aber so gut sind meine Ohren dann auch nicht ;-) ... 

 

Vor dem Hintergrund dieser stillen Gartenstille  also wirkten die eigenen Geräusche des Wendens im Schlafsack, das Schna... ähm, ich meine natürlich unser tiefes friedliches Atmen, geradezu grotesk laut! Und das sowie die ungewohnte Umgebung führten dann doch dazu, dass Lieblingsgärter und ich je nur ein halbes Mützchen Schlaf bekamen. Müde taumelten wir am frühen Morgen aus der Hütte, atmeten bibbernd die frische Luft und bestaunten den Tau auf den Pflanzen, um dann im nahen Zuhause kurz das Bad aufzusuchen und uns vom Bäcker ein Frühstück in den Garten zu holen. Das hatte echte Campingplatzatmosphäre. (Ups, jetzt habe ich verschwiegen, dass wir vorher noch zwei Stündchen Schlaf in der Wohnung nachholten ... sei es drum! :-))

 

Im Großen und Ganzen kann die Aktion als durchaus gelungen bewertet werden. Ein bisschen was werden wir noch an unserer Schlafunterlage ändern - aber  ich freue mich schon auf eine Wiederholung :-)! 

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Kommentare: 4
  • #1

    Euphrasia (Mittwoch, 17 August 2016 14:16)

    :-) Auch wir haben diese Wochen im Garten übernachtet. Die Tochter hatte sich das so gewünscht und ein Zelt ist vorhanden.
    Abends hat uns der Fuchs besucht, dem mein Mann nachdrücklich beibrachte, heute Nacht einen anderen Weg zu nehmen.
    Die Nacht war gut, morgens wurden wir allerdings nicht wie erwartet von Vogelgezwitscher geweckt, sondern von den Geräuschen der nahen Bushaltestelle. Als dann ein dicker Apfel auf das Zelt plumpste, war der Schreck groß und die Nacht vorbei.
    Danach haben wir Brötchen geholt und vor dem Zelt gefrühstückt. War das schön!
    Die Tochter hätte am liebsten gleich die nächste Nacht wieder im Garten geschlafen, die hat sich auch nicht in der Nacht den Rücken verbogen.
    Aber grundsätzlich soll es auch bei uns eine Wiederholung geben.

  • #2

    Corinna (Donnerstag, 18 August 2016 11:04)

    Herrlich, liebe Euphrasia, lieben Dank, dass Du hier von Eurem Garten-Campingabenteuer erzählt hast :-)!!! Oh wei, den Schreck durch den fallenden Apfel kann ich mir lebhaft vorstellen ;-), da hätte ich auch sofort senkrecht im Schlafsack gesessen.
    Es gibt doch nichts Besseres, als der erste Blick aus dem Zelt oder der Hütte in den morgenfrischen Garten!
    Und Ihr macht Eurer Tochter so eine große Freude, an die sie sich lange erinnern wird!
    Eine schöne Kindheitserinnerung und geschätzte 35 Jahre her ist eine ganz spontane Übernachtung auf einem Campingplatz im Harz mit meinen Eltern. Wir hatten weder Zelt noch Schlafsäcke, aber einen "Ford Taunus" mit langer Ladefläche und eine alte Polyesterdecke. "Das allerbeste Abenteuer", wie ich es als Kind nannte, ... ;-)

  • #3

    Euphrasia (Donnerstag, 18 August 2016 17:57)

    Das glaube ich, für Kinder ist sowas was ganz tolles. Aber mal ehrlich, auch wir Großen erinnern uns gerne an eben diesen morgendlichen Blick aus dem Zelt auf die noch feuchte Wiese. (Dass der Rücken danach ein paar Tage schmerzt vergisst man.) Und trotzdem findet man vor solchen Abenteuern gerne ein paar Ausreden - und verhindert damit auch für sich selber oft schöne Erlebnisse.
    Ich glaube, ich nehme mir mal vor, sowas öfter mal zu machen.

  • #4

    Corinna (Freitag, 19 August 2016 11:50)

    Dem kann uns will ich gar nichts hinzufügen, liebe Euphrasia: Du sprichst mir aus der Seele :-) :-) :-)!