Erst wollte ich diese Gärtnerspezies profan "die Nutzgärtner" nennen, aber diese Bezeichnung wäre zu allgemein: A l l e Gärtnertypen unserer Kolonie- seien es Pflanzenfreaks, Designfreaks, tiefenentspannte Sommergärtner oder die vielen vielen anderen - n u t z e n schließlich ihren Garten. Nur eben jeder auf s e i n e ganz persönliche Weise :-)!
Daher nun also lieber die Bezeichnung "passionierte Gemüsegärtner". Auch zu dieser Spezies fallen mir auf Anhieb eine gute Handvoll passender Gärten unserer Anlage ein. Ihnen gemeinsam ist, dass sie während der Anbausaison wirklich verdammt sorgsam und gründlich gepflegt werden! Die mit den "gemischten" Zier- und Nutzinteressen *hüstel*- wir zum Beispiel - sind da oft ...
... etwas ... nennen wir es: "lässiger" :-). Ja, auch ich zupfe häufig Unkraut, sammle Schnecken und fege das Laub vom Rasen. Aber mit den fast mit dem Lineal gezogenen Harkspuren im reinen Gemüsegarten eines intensiv Gemüse anbauenden Nachbarn kann ich wirklich nicht annähernd mithalten! Lieblingsgärtner verharrt ab und an sinnend und grübelnd am nachbarlichen Gartenzaun, um endlich - aus rein technischem Interesse - das Rätsel zu lösen, wie man ein Fläche sooooo dermaßen feinkrümelig und auch unkrautfrei hinbekommt. Noch dazu mit dem Lehmboden, auf dem wir hier alle gärtnern.
Wenn ich hier "reiner" Gemüsegarten schreibe, so ist das natürlich nicht ganz richtig: In besagten Gärten finden sich auch Obstbäume und -büsche und Blumen! Nur wird recht schnell - vor allem, wenn man den Gartenfreund gerade im Garten werkeln sieht - klar, dass letztere gegenüber dem geliebten und gepflegten Gemüse buchstäblich im Schatten der Aufmerksamkeit des Gärtners stehen: Allein die Gemüsepflanzen werden intensiv betüdelt, Obst und Blumen schlagen sich durch, spielen eine Nebenrolle.
Sieht man in der Kolonie einen Gemüsegarten mit tollem, gesund gewachsenem Gemüse, so ist es auch recht wahrscheinlich, dass der pflegende Gartenfreund eher der älteren Generation angehört. Menschen, die im oder nach dem Krieg noch Hunger erlebt haben und ihren Garten tatsächlich als kleine, mögliche Notversorgung für schlechte Zeiten betreiben oder Menschen, die ihre Rente auf diese Weise entlasten oder einfach Menschen, die am schnellen Gemüsewachstum Freude haben! Wenn ich auf so einen wundervollen futterbaren Garten schaue, frage ich mich immer:
Warum trifft ein altes "Gemüsegärtnerschlitzohr" so oft den richtigen Zeitpunkt für Aussaat, Pflege und Ernte? Warum wird sein Kartoffelfeld eine zierende Pracht während nebenan beim Blumenfreund die Kartoffel nicht über Murmelgröße hinauswächst und von der braunfäuligen Pflanze ganz zu schweigen ... ? Warum genügt ein strenger Blick von ihm auf die wilden Hügel auf seinem peinlich genau gefurchten Acker, um die Wühlmaus wimmernd wieder zum Nachbarn hinüberzuschicken? Wo doch alle wissen, dass nicht einmal "Topcat" - sei es als echte Miez oder die berühmte Falle - letztlich der Lage endgültig Herr werden können. Ist es schlicht Erfahrung?
Nö, das muss mehr sein! Ich habe da meine eigenen Theorien...
Der vitamingrüne Daumen etwa! Oder vielleicht flüstert das Möhrensaatgut dem oft betagten Gemüsegärtner auch leise zu, wann es gesät werden will, und der Blumenkohl ruft im genau richtigen Zeitpunkt nach Ernte! Oder ist es am Ende doch so, dass schlicht grünes Blut in den Adern dieser passionierten Gärtnerspezies fließt?
Fest steht ferner auch: Ohne besonderen Fleiß gibt es keinen "1. Gemüsepreis" ;-)! Herrscht in unserer Anlage brüllende Hitze, ziehen viele Kleingärtner - wir auch - einen schattigen Gartenplatz und Siesta jedem Gartenwerkeln doch vor. Nicht so die wahren Gemüsegärtner: In der Mittagshitze hacken und harken sie, als gäbe es kein Morgen. Es gilt schließlich, das nährstoffgierige Unkraut in Konkurrenz zu den eigenen grünen Lieblingen stetig zu beschützen und den Boden für den abendlichen Gewitterregen aufnahmefähig zu bereiten. Im Garten eines passionierten Gemüsegärtners möchte ich keine Schnecke sein! Denn hier macht man mit den kleinen Schleimern ganz unsentimental kurzen Prozess: Sei es per Schneckenkorn oder - wie besonders abgehärtete Naturen- per Schere, puh :-(. O.K., der Anblick eines blattlosen Salatkopfs oder durchlöcherten Kohlrabis ist auch wirklich nicht nett, aber ...notfalls wähle ich persönlich lieber kopflosen Brokkoli vor kopfloser Schnecke. Da muss ich dann eben durch, durch durchlöcherte Gurke und geschredderten Salat ;-)...
Tja, echte, passionierte Gemüsegärtner! An ihrem sonnengebleichten Haar, der wettergegerbten Haut, die nach mehrmonatigem Aufenthalt im Süden aussieht, an dem federnden, sportlichen Gang und vor allem an dem stolzen Blick, wenn die Ernte endlich - auf einem möglichst langen, begegnungsfreundlichem Weg durch die Kolonie ;-) - nach Hause getragen werden kann, wird man sie immer erkennen!
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