Kleingartentauschereien: Pimpinelle gegen Anemone Tomentosa Robustissima oder auch Schaufel gegen Bagger ... (Mai 2016)

... oder auch Forelle gegen Hai oder auch ;-) .... Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, lieber Leser, um die gewisse Gegensätzlichkeit beider Pflänzchen aufzuzeigen. Aber zunächst zum Anfang der Geschichte: Lieblingsgärtner und ich streifen oft durch unsere Kolonie auf der Suche nach Inspirationen oder einfach nur schönen Eindrücken. In einem kleinen Seitenweg, in der hintersten Ecke, fand Lieblingsgärtner einen besonderen Garten. Angrenzend an ein Grundstück mit hohen Bäumen ist er recht schattig und hat noch dazu leichte Hanglage. Spannende Voraussetzungen aber ... 

... auch nicht einfach zu begärtnern. Die Gartenbesitzerin hat ihren Garten auf eine besondere und kreative Weise angelegt: Sie hat kleine Rondelle, begrenzt mit Feldsteinen, geschaffen, in denen offensichtlich vor allem viele Kräuter munter vor sich hinwachsen. Schöne, alte Gartenaccessories wie Zinkwannen runden das Bild ab. Wir dachten gleich, das hier jemand wirkt, der neben Pflanzenliebe auch einen guten Sinn für Ästhetik hat. Bei unserem Abendspaziergang neulich lernten wir dann die Gärtnerin kurz kennen, die uns mit ihrer freundlich-offenen Art auf das erste Wort sympathisch war. Wir tauschten erst Vornamen aus und dann bekamen wir gleich eine Pimpinelle als weiteres Tauschangebot in die Hand gedrückt :-). Für diejenigen, die da eher an ein zimperliches Fräulein als an eine hübsche Pflanze denken: Eine Pimpinelle ist  diese Pflanze hier ...

Getopfte Pimpinelle im Johannisbeerbuschbeet stehend

... ein Kraut, das man in der Küche prima zum Würzen von Salat verwenden kann und das auch recht wüchsig ist. Ein anderer Name ist Kleiner Wiesenknopf. Die Pflanze ist oft wintergrün und auch eine Bienenweide. Ich freute mich sehr: Einen Garten mit vielfältigen Pflanzen anzulegen, ist nicht billig, und daher sind solche Tauschaktionen unter Pflanzenfreunden eine feine Sache. Und ich möchte ja gern viele Kräuter sammeln!

Wir sind dieses Jahr jedoch noch nicht ganz so weit, viele Stauden teilen zu können, da wir froh über jeden cm bedeckten Boden und unsere Stauden auch noch zu jung sind. Aber wir haben ja  wenige Altbestände, an erster Stelle eine gewisse Anemone!

Nun, ich fürchte, das war ein Tausch sehr ungleicher Charaktere, dazu gleich: 

Kleine Anemone in 10cm-Topf, nur Blätter

Jaja, sie sieht so harmlos aus in ihrem kleinen Töpfchen ;-) . Aber wehe, wenn sie losgelassen, also ausgepflanzt, wird. Dann ist das kleine Pflänzchen nach kurzer Bedenkzeit, in der ein, zwei Blätter verlustig gehen, in aller Regel nicht mehr zu halten: Gib ihr einfachen Lehmboden, einen Hauch Sonnenschein und - wenn Du ganz fürsorglich sein willst - noch ab und an ein Schlückchen Wasser, und ... dann wirst Du sehen was passiert! In aller Schnelle wird sie wachsen und ca 30 bis fast 80 cm erreichen, mit ihren großen Blättern die ein oder andere schwache  Konkurrenz am Boden ausschalten und sich in nullkommanix ein unverwüstliches Wurzelsystem anlegen. Zack, ist der Gartenboden erobert und ab Spätsommer in ein hellrosa Blütenmeer getaucht. Kommt Mensch zwischendurch auf die absurde Idee, neben dieser Dame noch andere Blumen im Beet haben zu wollen, wird der Fall schwierig. Ich nehme mal den chemischen Einsatz aus, denn der kommt für uns nie und nimmer infrage. Aber alle Muskelkraft beim Umbuddeln des Bodens, alles Raussuchen von noch so kleinen Wurzelstücken, erst Recht alles oberirrdische Abschneiden von Blattwerk und Blüten werden am Ende dazu führen, dass ca 1 Woche kahler  Boden zu sehen ist. Ganz prima :-). Bis sich dann nach sieben Tagen wieder ein kleines dunkelgrün-rötliches Blatt aus dem Boden schiebt ... und Mensch sich erschöpft auf seine Isomatte fallen lässt. Ja, klar. Ich spreche aus Erfahrung. Wie sonst sind wir wohl zu einer anemonenlastigen Teichbegrünung gekommen?! 

Im Ernst, lieber Leser, wenn Du eine robuste, sehr schön blühende Pflanze sucht, die sich vervielfacht, ist sie genau richtig, aber bitte bitte, sorge im Interesse Deiner Gartenvielfalt von Vornherein für eine Begrenzung, eine Rhizomsperre. 

Wir haben sie jedenfalls der netten Kleingärtnerin mit ausdrücklichem Warnhinweis abgegeben. Robustissima täuscht uns nicht mehr: Da kann die Gute im Spätsommer noch so wunderschön zart und ausdauernd bis in den Frühwinter mit den Blütenblättern klimpern! :-)

Zartrosa Blüten Herbstanemone Tomentosa

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Kommentare: 2
  • #1

    Elke Schwarzer (Donnerstag, 02 Juni 2016 20:04)

    Die Herbstanemonen (die bei mir trotz des Namens immer im Hochsommer blühen...) sind wirklich mit Vorsicht zu genießen. Ich habe sie im Vorgarten, wo sie nur eine begrenzte Wuchermöglichkeit hat. Trotzdem hat sie mir schon ein Lungenkraut platt gemacht.
    VG
    Elke

  • #2

    Corinna (Donnerstag, 02 Juni 2016 22:30)

    Oh ja, das ist definitiv ihre Handschrift ;-), echte Baggerqualitäten halt ... und daher verantwortungsvoll nur mit Beipackzettel zu den Risiken und Nebenwirkungen abzugeben! Aber es lohnt sich, denn sie ist ja bildhübsch und blühfreudig!