
Neulich kamen wir abends relativ spät zum Garten und sahen eine ältere Dame in Begleitung eines Herrn vor unserem Gartentor stehen und sich offensichtlich über den Garten austauschen. Als wir näher kamen, sprach sie uns an: "Der Garten ist wirklich, wirklich schön geworden." Sie erzählte weiter, dass sie schon den langjährigen Vor-Vorbesitzer gekannt habe. Es sei ein Herr mit einer Kriegsverletzung gewesen, der den Garten einmal sehr geliebt und gepflegt habe. Zur Erntezeit sei er oft ...
... mit einer Handvoll leckerer Pflaumen als Geschenk auf sie zugekommen, wenn sie am Gartentor vorbeigegangen sei. Soweit war diese Erzählung nichts neues für uns: Ich kann mich nur leider nicht genau erinnern, ob es zu unserem Gartenstart im April letzten Jahres dieselbe Dame war, die uns frischgebackenen Kleingärtnern vom alten Gartenbesitzer erzählte oder eine andere. Diese hier nun fügte im Gespräch noch hinzu, dass die Kriegsverletzung ein Kopfschuss gewesen sei und der Mann oft unter - auf Unwissende - irritierend oder gar befremdlich wirkenden Zuckungen litt. Er sei dann auch von vielen aus der Kolonie mehr oder weniger als Außenseiter behandelt worden, sein Garten aber sei alles für ihn gewesen. Nach seinem Tod haben Frau und Tochter den Garten nicht behalten wollen oder können - jahrelang hätte danach niemand den Garten übernommen, eine Jugendgruppe habe ihn nur kurz als Feiergarten genutzt.
Als ich das über den alten Gartenbesitzer hörte, bekam ich einen dicken Kloß im Hals und auch ein Blick auf Lieblingsgärtner zeigte, dass er durchaus etwas gerührt war .... Es ist einfach schön zu wissen, hier an eine gute Gärtnertradition - wenn auch unterbrochen durch eine lange Zeit der Vernachlässigung und des Stillstands - anknüpfen zu können. Wir hinterlassen mehr Spuren im Leben anderer, als wir manchmal denken. Und klar, ich habe - leider - keine Ahnung, was genau unser Vor-Vorgänger für ein Mensch gewesen sein mag?! Aber jemand, der freigiebig und großzügig mit den Früchten seines Gartens umgeht, selbigen und die Natur liebt, hat mindestens auch gute, freundliche Eigenschaften an sich.
Gestern, als ich mich dann vom Unkrautzupfen auf meiner Isomatte unter unser alten Kirschpflaume ausruhte, musste ich daran denken, ob er das wohl auch getan hatte? Unter dem Baum gesessen und vom Harken oder Graben verschnauft? Und ob er jetzt von irgendeiner Wolke ab und an mal herunterguckt? Und ob er sich freut, dass wieder Menschen dieses Stück Erde auf i h r e Weise so gestalten und lieben, wie er es auf s e i n e getan hat? ...Irgendwie glaube ich da dran, ganz fest :-) .
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