Gärtnertypen - die tiefenentspannten Sommergärtner (November 2015)

Die Gärtnerspezies der tiefenentspannten Sommergärtner scheint mir in unserer, eigentlich in j e d e r Kolonie verbreitet.

Wenn wir an schönen Sommerabenden versuchten, einen Parkplatz an der Anlage zu bekommen, um noch schnell ein Pflänzchen in den Boden zu bringen, mussten wir tatsächlich schon mal aufgeben: Alles war gerammelt voll. Aus den Gärten stiegen die Rauchzeichen diverser Grillfeuer, Musik jeden Geschmacks, das Klirren von Gläsern und Flaschen, das Platschen und helle Begeisterungsschreie von Kleinkindern, die in aufgestellte Planschbecken springen. Eine häufige Kleingärtnerspezies weiß, was Genuss ist und nutzt ihren Garten als geliebten Ort des geselligen Beisammmenseins mit Familie und Freunden, zum leckeren Futtern und Feiern. Der Rasenmäher wird als Fitnessgerät benutzt, um den frisch erworbenen neuen Bauchstauraum - Dank Bratwurst, Bier oder Kaffeeleckereien - wieder ein Stück weit abzutragen :-). Danach wird erneut geruht, und der schön gepflegte Rasenanblick erneut mit einem Getränk begossen, bevor Mann oder Frau sich wieder auf die Liege hinter dem obligatorischen Sichtschutz zum Brutzeln in der Sonne sinken lassen. Nach längerer Erhitzung im Liegestuhl kommt der Griff zum Gartenschlauch oder Sprenger am Abend ganz recht, verspricht er doch Erfrischung und das gute Gefühl, den Pflanzen Zuwendung zukommen zu lassen. Es herrscht Leben und reges Treiben in der Kolonie, man feiert den Sommer und seinen Garten! 

 

Wenn Lieblingsgärtner und ich dagegen jetzt, im Herbst eine Spazierrunde in der Anlage drehen, bietet sich ... ohrenbetäubende Stille. Und in einigen Gärten herrscht oft ein erstaunlicher Anblick: Es sieht so aus, als sei quasi ein Komet vom Himmel gefallen und hätte die Gartenfreunde zum Sommerende mit einem plötzlichen Knall aus ihrem Garten vertrieben: Da steht der Grillrost, auf dem eben noch leckeres Grillgut lag, im November-Nieselregen herum, und dort wächst langsam aber sicher etwas Moos über die rote Plastikschippe, die der jüngste Spross der Familie doch eben noch im Sandkasten benutzt hat. Die kaputte Schaukel des Schulkinds schwankt leise im Wind. Vattern muss just im Moment des Kometeneinschlags die Schubkarre fallen gelassen haben, und er hat auch den einen Meter Wegpflaster nicht mehr vollenden können. Hammer, Richtschnur, Betoneimer zeugen einsam an Ort und Stelle davon. Muttern hat nur e i n e n Apfel in den Pflückeimer legen können, der Rest musste unterm Baum liegen bleiben. Auch Hundi muss vor Schreck der Ball aus der Schnauze gefallen sein, als sie alle wohl fluchtartig den Garten verließen :-).

Jaja, sicher  bin ich eine perfektionistiche Spießerin, die selbst angefangenes einfach nicht liegenlassen k a n n ;-). Aber ich staune echt, was in so vielen Gärten alles über den Winter, jedem Wetter ausgesetzt, liegen bleibt. Den Dingen nach zu urteilen scheinen deren Besitzer keine alten Leute zu sein, die krankheitsbedingt aufs Winterfestmachen verzichten mussten.  All die liegengelassenen Dinge werden nach der nasskalten deutschen 4. Jahreszeit mit Sicherheit nicht besser aussehen als vorher. Rost und Frost warten schon darauf, hier zu wirken :-(. Der Reichtum und damit die Möglichkeit der Verschwendung ist bei Kleingärtners im Durchschnitt ja auch nicht ausgebrochen – sonst hätten wir wohl alle große Häuser und Grundstücke!

So kann es mir beim besten Willen nur mit dem besagten Kometen oder einer Tiefenentspannung erklären, die mir fremd ist und die ich doch im Inneren glühend beneide!!! :-)

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