Wie wir zu unserem Garten kamen...
Die Idee
Schon vor dem Trend des „Balkon-Gärtnerns“ vor ein paar Jahren, hatten wir entdeckt, dass Gurken und Tomaten in kleinen Töpfen auf unserem Balkon in Südlage recht gut gedeihen können. Wir konnten bis in den Spätherbst täglich leckere Minigurken naschen. Aber bei meinem Mann und Lieblingsmitgärtner schlugen im Lauf der Zeit die Gene durch: Großeltern, Eltern, Bruder waren und sind Obstbauern, und so strebte auch er nach „Flächenerweiterung“. Es kamen viele weitere und größere Töpfe hinzu: Neben Kräutern, Apfelbäumchen, Johannisbeerstämmchen, Paprika, Salat und noch anderen Gemüsearten bezogen auch diverse Zierpflanzen ein Plätzchen. Irgendwann boten weder Horizontale noch Vertikale unseres Balkons weitere Expansionsmöglichkeiten. Ich geriet in Sorge, die Füße irgendwann nicht mehr in Beinlänge ausstrecken zu können, ohne einen Kübel mit Tomatenpflanzen oder gar Brokkoli zu umzustoßen. So sann ich darüber nach, wie sich die Bedürfnisse – nach gärtnerischer Expansion und Platzhaben-zum-Sonnegenießen – weiterhin vereinen ließe: Ein Schrebergarten oder wenigstens eine kleine Brachfläche zum Gemüseanbau fiel mir als Lösung ein .
Aller guten Dinge sind vier …
Die Idee war schön und gut, aber wie war sie sinnvoll umzusetzen?
War uns Schrebergärtnerei mit sicher vielen Regeln und einem ausgeprägten Vereinswesen nicht irgendwie „zu eng“?
Wollten wir doch lieber ein Stück freies Brachland außerhalb der Stadt?
Rund um unsere Stadt gab es noch eine kleine Anzahl an Bauernhöfen. Wir konnten letztlich aber keinen ausmachen, der bereit gewesen wäre, eine kleine Fläche zu verpachten.
Daher guckten wir uns vor 3 Jahren anfangs eher notgedrungen und noch mit den alten Klischees über Schrebergärten und -gärtner im Kopf mehrere Schrebergartenanlagen an.
Einige schieden von Anfang an aus dem Rennen, denn die relative Nähe zur eigenen Wohnung wollten wir unbedingt genießen.
Und nur wenige Gärten in den Anlagen waren überhaupt frei.
Jedenfalls – was Wunder – waren gerade diejenigen mit praktikabler und schöner Lage besetzt!
Schließlich aber fand ich einen ersten Garten – in der Schrebergartenanlage mit dem sicher schönsten Blick auf unsere Stadt. Zudem war der Garten in gepflegtem Zustand mit gut erhaltener Hütte. Dennoch machten mein Lieblingsmitgärtner und ich – unabgesprochen – beide zugleich am Tag der geplanten Übergabe einen Rückzieher. Keine Ahnung, woran es damals lag: die überwiegende Verschattung des Gartens, die langjährig eingewachsene Bepflanzung mit diversen Nadelgehölze? War das alles vielleicht zuwenig Herausforderung? Da können wir nachträglich lange nach dem Grund suchen. Wahrscheinlich war es einfach nur das Bauchgefühl, dass dies einfach nicht der richtige Garten für uns war.
Und dann entdeckten wir im Sommer letzten Jahres in Schrebergarten Nr. 2.
Er war relativ klein, für uns ideal gelegen, einstmals verwunschen angelegt mit altem Baumbestand und schien überhaupt nicht mehr bewirtschaftet zu werden. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass er tatsächlich noch verpachtet war. Der Vorstand signalisierte uns, dass dem Pächter wohl wegen Untätigkeit und Zahlungsrückstand gekündigt werden würde ,und wir ihn dann haben dürften. Aber die Dinge entwickelten sich anders und der Garten wurde doch nicht frei. Als wir dies endgültig im Dezember letzten Jahres erfuhren, waren wir erst sehr enttäuscht. Aber dann war ich auch erleichtert: Ich hätte letztlich kein gutes Gefühl damit gehabt, einen Garten zu bekommen, den der alte Pächter eigentlich noch behalten wollte. Heute hat dieser Garten längst einen neuen Pächter und das passt gut. Jedesmal, wenn wir heute daran vorbeilaufen, sind wir froh, dass es damals nicht geklappt hat.
Als Ausweichmöglichkeit wurde uns dann Garten Nr. 3 vorgeschlagen. Keine schlechte Alternative, aber auch hier lief es schief: Als wir uns entschieden hatten, ihn zu nehmen, war er aufgrund eines Missverständnisses und Wechsel des Vorstands schon an eine andere Familie vergeben worden. Nun waren wir nicht nur enttäuscht, sondern auch angesäuert. So hatten wir wenig Lust und Ambitionen, den vom Verein angebotenen „Trostpreis“ - zwei Gärten neben Nr. 3 - zu besichtigen.
Garten Nr. 4 gab sich dann auch nicht wirklich Mühe, uns von sich zu überzeugen:
1. Er war verwildert, eher noch „verödet“.
2. Er hatte keinerlei Beete nur eine „Rasenfläche“, die vornehmlich aus Moos, kriechendem Günsel, Brombeeren und Löwenzahn bestand.
3. Dafür standen dort einige vergreiste Obstbäume, die so wirkten, als ob sie bald a l l e Äste fallen lassen würden.
4. Der schnurgerade Hauptweg war sichtbar, nicht aber mehr, womit er eigentlich belegt war.
5. Der Zaun war eine windschiefe, durchlässige Kombi aus Hasen-, Maschendraht und Eisenträgern.
6. Das Gartentor hatte einen Teil seiner Planken verloren, und der Rest war morsch.
7. Die Hütte war in abblätternder Knallfarbe gestrichen und wartete mit kaputter Tür und zerbrochenen Fensterscheiben auf.
8. Dem Dach fehlten Pfannen und es war undicht.
9. Zwei laienhafte Anbauten inklusive eines Dixieklos mit Gebrauchsspuren kamen hinzu.
10. An jeder Stelle im dichten hohen Gras stolperte man über eine weitere „Überraschung“ – rostige Metallstangen, leere Flaschen, Müll, ein ehemaliger zugeschütteter Brunnen!
Zudem erschien uns der Garten für einen Kleingarten mit über 500qm damals noch sehr groß – ein gaaanz klein bisschen ab von unserer ursprünglichen „Mini-Ackerstück“-Idee.
Und doch braucht Verliebtsein keine Überzeugung – wir waren es komischerweise sofort in dieses brachliegende, vermüllte Stückchen Land und wollten die Herausforderung annehmen. Das Jahr 2015 war wie auch 2014 bisher gar nicht nett zu uns gewesen. Daher sehnten wir uns danach, etwas neues auszuprobieren.
Diesmal hatten wir es verdient, dass nichts dazwischen kam! Und tatsächlich am 1. April 2015 konnten wir im Vereinsheim den Vertrag unterschreiben und wurden frischgebackene Schrebergärtner.
Wie Du siehst, lieber Leser, der Du bis hierhin durchgehalten hast ;-) : Für uns war`s ein langer Weg, aber man kann natürlich auch Glück haben und ganz fix an seinen Traum- Schrebergarten kommen!
Gesammelte Erfahrungen zur Kleingartensuche
1. Wenn Du, lieber Leser, einen Kleingarten suchst, dann guckst Du Dir wahrscheinlich zunächst die Anlagen in Deiner Nähe an. Mache das ganz in Ruhe, bevor Du Deine Entscheidung triffst: Im Idealfall hast Du Deinen Garten viele Jahre, und für die Entscheidung für eine Wohnung oder ein Auto nimmst Du Dir ja sicher auch angemessen Zeit, oder?!
Die Nähe zur eigenen Wohnung oder Arbeitsstelle ist ein ganz wichtiges Argument, wenn Du Deinen Garten nicht nur am Wochenende nutzen möchtest. Aber die Anlagen werden auch mit unterschiedlichem Stil und unterschiedlich enger Satzungsauslegung geführt: Letztere ist vor allem dann ein wichtiges Kriterium, wenn Du weniger Obst- und Gemüseanbau betreiben, sondern den Garten vorwiegend zum Entspannen nutzen willst.
2. Zwar haben die Vereine ganz überwiegend homepages, auf denen freie Gärten angezeigt werden – die Seiten sind aber selten auf dem neuesten Stand. Diesen findest Du entweder auf dem Aushang in der Anlage selbst oder Du wendest Dich gleich direkt an den Vorstand. Dieser hat den Überblick über die Gärten.
3. Unsere Erfahrung zeigt, dass man aufgrund der hohen Nachfrage bei Schrebergärten selbst immer wieder nachfragen oder sein Interesse in Erinnerung bringen sollte: Es kann sich ganz schnell ergeben, dass ein Garten aus Altersgründen oder wegen Umzugs aufgegeben wird.
4. Ein geeigneter Zeitpunkt nach freien Gärten zu gucken, ist vor allem der Herbst: Nun nach der Hauptgartensaison werden viele Gärten aufgegeben und als Neugärtner kann man bereits erste vorbereitende Arbeiten fürs nächste Jahr in Angriff nehmen.
5. Achte auf den alten Baumbestand des in Aussicht genommene Gartens. Dieser hat lange Zeit gebraucht, sich zu entwickeln und kann somit unbezahlbar sein: Alte Obstbäume spenden im Sommer wohltuenden Schatten, liefern leckere Früchte, verleihen dem Garten einen eigenen Charakter. Super ist es auch, wenn Du die Möglichkeit hast, bei Deinem Garten zumindest sporadisch mit dem Auto vorzufahren: Niemals hätten wir alle Baumaterialien ohne starken körperlichen Verschleiß per Schubkarre dorthin bringen können! Und schließlich: Wir haben zwar schon über andere Garteninteressenten gelächelt, deren erste Frage war, ob es Strom für den Fernseher gäbe – für`s Rasenmähen ist ein Stromanschluss natürlich verdammt praktisch :-).
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